B2B-Projekte für Finanz- und Versicherungsbranche Mag. Günter Wagner
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Staatliches Pensionssystem unter Druck.

B2B-Newsletter > 2017 - Archiv > NL 2/17
Staatliche Altersversorgung in Österreich steht unter Druck.
Welche Länder machen es besser? Drohen auch bei uns Hartz IV Pensionen?

Welch enorme finanzielle Auswirkungen auf das Pensionssystem die steigende Lebenserwartung und unser Lebens-/Arbeitsstil haben, hat der vorletzte BAV-Newsletter mit Zahlen und Statistiken aufbereitet.
Diesen können Sie hier nachlesen....
Und die Übersicht der BAV-Newsletter - mit der Möglichkeit zum Herunterladen der einzelnen Beiträge - finden Sie hier...
Heute möchten wir uns den jährlichen Zuschuss-Bedarf des staatlichen Pensionssystems näher ansehen. Und über die Grenzen blicken, um herauszufinden, ob es andere Länder besser machen. Und wir stellen die Frage, ob auch in Österreich künftig Hartz IV Pensionen drohen (lebenslange Durchrechnung, etc.).

Dies ist ein Beitrag aus dem aktuellen BAV-Newsletter.
Diesen (mit 4 weiteren Beiträgen) können Sie hier nachlesen und herunterladen...
Staatlicher Zuschuss-Bedarf
Im Herbst konnte man in manchen Medien lesen, dass die Gesamtausgaben im Jahre 2015 für die Pensionen um 1,8 % auf 29 Milliarden gestiegen seien. Der Bundesbeitrag jedoch, also der Zuschuss, den wir Steuerzahler zu den defizitären ASVG-Pensionen leisten müssen, sei gesunken. Das VersicherungsJournal recherchierte dazu, dass 2015 folgende Kosten angefallen waren:
23,1 Mrd. für Alterspensionen (2014: 22,4 Mrd. Euro). 2,3 Mrd. für Invaliditäts- und Berufsunfähigkeits-pensionen (2014: 2,5 Mrd.). Und 3,6 Mrd. für Witwen-, Witwer- und Waisenpensionen (2014: 3,6 Mrd.).

Der Bundeszuschuss konnte gesenkt werden, weil die Beiträge sowie die Zahl der erwerbstätig Pflichtversicherten gestiegen waren. Alles gut? Ein Wendepunkt? Oder sogar eine Strukturreform?

Der Think Tank Agenda Austria recherchierte die Zahlen für das erste Halbjahr 2016 und stellte fest, dass die Pensionsausgaben um weitere 3,5 % gestiegen seien. Also wurden 6 Forderungen dazu aufgelistet, die umzusetzen wären. Alle Maßnahmen stehen bei Experten seit Jahrzehnten auf der Agenda, werden aber von der Politik nur zögerlich umgesetzt. Zum Nachlesen klicken Sie hier…

Wie schneidet Österreich im internationalen Vergleich ab? Wo ist die Pension noch sicher?
 
Global Retirement Index: Platz 9 für Österreich
Viele Industriestaaten haben „dank Vergreisung“ ihrer Bevölkerung und verhaltenen Konjunkturaussichten Probleme mit der Finanzierung der Pensionen. Haben andere Länder die Altersabsicherung besser im Griff? Das lässt sich anhand des „Global Retirement-Index“ feststellen, bei dem 43 Länder miteinander verglichen werden.

Österreich zählt weltweit zu jenen 10 Ländern, in denen der Ruhestand am sichersten ist. Mit 77% erreicht man im Gesamt-Länder-Ranking Rang neun. Norwegen (86%) rangiert an der Spitze, gefolgt von der Schweiz, Island, Neuseeland, Schweden, Australien, Deutschland, den Niederlanden, Österreich und Kanada. Schlusslicht im Gesamtranking ist Indien (12%), am zweitschlechtesten schneidet Griechenland (39%) ab.

Besonders gut schneidet Österreich bei den Kategorien materieller Wohlstand und bei der Lebensqualität ab.

Die Werte mit Österreich-Bezug:
Österreich: 77 % (Rang 9 von 43):
Materieller Wohlstand im Alter: 77 % (Rang 6)
Lebensqualität: 86 % (Rang 8)
Gesundheit: 86 % (Rang 13)
Finanzlage im Alter: 63 % (Rang 27)

Gegenüber dem Vorjahr gab es eine leichte Verschlechterung bei Gesundheit und materiellem Wohlstand. Dennoch steht Österreich hier gut da.

Aber: Finanzierung wird immer schwieriger
Der Index zeigt aber, dass die Finanzierung der Altersversorgung aufgrund demografischer und konjunktureller Trends in Zukunft immer schwieriger werden wird. Eine Entwicklung, die neben Österreich auch für die übrigen Industriestaaten und einige Schwellenländer gilt.
 
Die Studie kommt zum Schluss: „Der größte Druck werde auf den EU-Ländern lasten, deren Systeme wesentlich auf staatlich finanzierten Pensionen basieren. Der Anteil der über 65-Jährigen werde von weniger als 20% bis zu knapp einem Drittel im Jahr 2060 steigen. Während derzeit auf einen Pensionisten knapp vier Erwerbstätige kommen, werden es 2060 nur noch zwei sein“.
 
 
Internationale Studie zeigt: Österreichs Pensionssystem nur mittelmäßig.  
Eine andere Studie, die jährlich im Oktober erscheinende Mercer-Studie, bescheinigte dem österreichischen staatlichen Pensionssystem, im internationalen Vergleich nur mittelmäßig und dringend reparaturbedürftig zu sein.

Konkret landete das österreichische Pensionssystem nur auf dem 18. Platz von 27 untersuchten Ländern. Gegenüber dem Vorjahr sind wir damit um einen weiteren Platz zurück gerutscht.
Besonders kritisch wird
die "Nachhaltigkeit“ beurteilt, also die Frage wie Österreich auf die bevorstehende rasche Alterung der Bevölkerung und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Finanzierung vorbereitet ist.

Das Ranking führt Dänemark an. Dort werden die solide Finanzierung, das hohe Vermögens- und Beitragsniveau sowie ein gut reguliertes privates Vorsorgesystem hervorgehoben. Dann folgen die Niederlande und Australien.
Das Gesamt-Ranking können Sie hier näher ansehen…  

Analysiert werden jene Faktoren, die die Lebensumstände von Rentnern maßgeblich beeinflussen – allen voran die Aspekte "Gesundheit", "Finanzlage im Ruhestand", "Lebensqualität" und "materieller Wohlstand".

Fast jedem Zweiten droht Mini-Rente in Deutschland

Auch in Deutschland beschäftigen sich die Medien mit der Pensionsproblematik. Die Redaktion des WDR kommt bei den Berechnungen zur gesetzlichen Rente zur Erkenntnis: Die gesetzliche Rente reicht bei vielen Deutschen künftig gerade für das Nötigste. Jeder zweite Neu-Rentner erhalte maximal eine Rente auf Grundsicherungsniveau. 840 Euro „Hartz IV-Rente“, unterhalb der Armutsgrenze.
 
Die Zahlen zum Nachlesen und ein Interview des WDR mit einem Experten zum Nachhören finden Sie hier…
 
Einen weiteren Video-Clip zum Thema "Jeder Zweite von Altersarmut bedroht" finden Sie hier…
 
Auch wenn es sich hier um deutsche Berechnungen handelt, zeigen diese doch auf eindringliche Weise, wohin die Reise geht. Lebenslange Durchrechnung, lange Studienzeiten, dazu möglicherweise noch Prekariatszeiten oder Phasen der Arbeitslosigkeit, lassen die staatlichen Pensionen erheblich schrumpfen.
 
Und bedenken Sie noch, dass Deutschland im oben zitieren Pensionsvergleich (Global Retirement Index) um zwei Plätze vor Österreich liegt.
 
Wer also seinen gewohnten Lebensstil auch in der Pension aufrechterhalten möchte, wird um die 2. und 3. Säule der Pensionsvorsorge als Ergänzung zur 1. (staatlichen) Säule, die eine sehr wichtige Grundlage bildet, nicht herum kommen.

Denn die Finanzierung ist DAS Problem
Dass Österreich aus dem staatlichen Budget ständig das Defizit des staatlichen Pensionssystems abdecken muss, ist fast schon Allgemeinwissen, war es doch schon immer so. Doch wie stark das bereits die Budget-Freiheit einschränkt, zeigt die folgende Graphik:


Beinahe die Hälfte der Staatsausgaben fließt in den Bereich „Soziale Absicherung“ und dort wiederum macht der Block „Alterspensionen“ weit mehr als die Hälfte der Block aus.  


Eine ähnlich aussagekräftige Graphik in anderem Layout zeigt die große Dominanz der Sozialausgaben im Vergleich zu den anderen Hauptaufgaben des Staates (Bildung, Arbeitsmarkt, Forschung...).


Pensionsantrittsalter früher als 1972, Pensionsdauer aber bald 4 x so lange wie 1972

Auch der Finanzminister rückte die "Erfolgsmeldungen betreffend späterem Pensionsantritt" ins richtige Licht: Man „nähere sich langsam dem faktischen Pensionsantrittsalter, das wir 1972 hatten“. Aber, gleichzeitig müssten immer weniger junge, im Erwerbsleben stehende Menschen, immer mehr und länger lebende Pensionisten erhalten. Denn:
„Waren die Menschen in Österreich im Jahr 1971 durchschnittlich acht Jahre in Pension, betrug dieser Zeitraum 1991 bereits 15 Jahre und 2011 sogar 22 Jahre. Und die Verweildauer in der Pension wird bei praktisch gleichbleibendem Antrittsalter weiter ansteigen.“

Und Schelling kommt zum Schluss: „Der Reformdruck ist und bleibt somit groß.“ Die „Pflicht, weitere Schritten zu setzen“, bestehe schon deshalb, „weil das gesamte Bildungsbudget des Bundes mit 8,65 Milliarden Euro
kleiner ist als dieser Pensionszuschuss, der manche nicht mehr beunruhigt“.

 
Quellen: AssCompact, VersicherungsJournal, Agenda Austria, Global Retirement Index, WDR, Der Standard, Mercer Studie
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