Hier folgt nun der Gastkommentar von Dr. Samhaber:
Die Stabilität und Sicherheit unseres aktuellen Währungssystems stehen zu recht regelmäßig zur Diskussion. Unser Währungssystem hat sich vom ursprünglichen Tauschhandel, zu einem Münzsystem mit Münzen aus Edelmetallen, zu einem System des Goldstandards bis hin zu unserem sogenannten „Fiat-Geldsystem“ entwickelt. Die Bezeichnung unseres Währungssystems hat nichts mit der bekannten Automarke zu tun. Früher wurden Werte gegen andere Werte getauscht bzw. später für Geld ein Wert in Form von Gold hinterlegt. Heute haben wir ein virtuelles Währungssystem (lat. fiat – „es entstehe“) – es sind keine realen Werte hinterlegt. Die europäische Zentralbank kann theoretisch unendlich viel Geld drucken bzw. auf den Markt werfen.
In Zeit von hoher Staatsverschuldung sind bankrotte Staaten nicht auszuschließen. Historisch kam das immer wieder vor. Sind für das Geld keine realen Werte hinterlegt, droht die Entwertung einer Währung. Unser Währungssystem basiert auch auf Vertrauen. Das Vertrauen wurde in den letzten Jahren zumindest angekratzt. Mit steigender Verunsicherung sehen sich viele nach Alternativen um, die auch in Krisenzeiten einen Werterhalt bieten bzw. Alternativen zu unserem Währungssystem darstellen können.
So genannte Kryptowährungen kommen mehr und mehr in Mode. Es handelt sich dabei um dezentrale, digitale Währungssysteme, die durch private Anbieter und nicht durch Zentralbanken betrieben werden. Bitcoin ist hier der bekannteste Name und Vorreiter dieser neuen Währungssysteme.
Eines muss man klar festhalten: die Kurse der virtuellen Währungen können innerhalb kürzester Zeit enorm schwanken. Kursmanipulationen werden schwer gänzlich zu verhindern sein. Die Virtualität der Währung birgt auch Gefahren wie virtuelle Diebstähle und Datenraub. Als Sparbuchersatz sind diese Währungen meiner Meinung nach absolut ungeeignet. Sie stellen für mich spekulative Veranlagungsmöglichkeiten dar, bei denen ein Totalverlust nicht auszuschließen ist.
Neuerdings kann man auch Pyramidensysteme beobachten, die virtuelle Währungen für sich entdeckt haben. Solche Systeme gehen erfahrungsgemäß solange gut, wie mehr Leute ins System einzahlen, als entnehmen. Doch über kurz oder lang brechen diese Systeme zusammen und für Investoren kommt das böse Erwachen.
Was zu gut klingt um wahr zu sein, ist meist auch nicht wahr, lautet hier mein einfacher Grundsatz. Um es ganz salopp auszudrücken: „Gier frisst Hirn“. Einen schönen Chart kann mittlerweile fast jeder auf dem Computer erstellen. Ob hinter dem Chart wahre Werte stehen, kann man von außen häufig kaum beurteilen.
Hat eine Organisation oder ein Unternehmen keine Konzession bei der Finanzmarktaufsicht, ist grundsätzlich erhöhte Vorsicht geboten. Jüngster Fall, in dem ein Verbot durch die BaFin (deutsches Pendant zur heimischen FMA) ausgesprochen wurde, ist OneCoin. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung, aber was ich bis dato über diesen Anbieter gelesen habe, klingt für mich persönlich nicht gerade vertrauenserweckend.
Grundsätzlich würde ich, wenn dann nur einen kleinen Teil meines Ersparten im Bereich Kryptowährungen investieren, auf den ich nicht angewiesen bin. Bei der Auswahl gilt: Hausverstand vor Gier. Diese Systeme sind ein spannender Ansatz, aber aktuell für mich eben nicht mehr als ein Ansatz. Für mich stellen Kryptowährungen aktuell keine gleichwertige Alternative zu unserem Währungssystem dar. Ein verwaltetes Wertpapierdepot halte ich für eine sinnvollere „Krisenwährung“.
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